Die Wurzeln des Zürichsee Cups liegen beim Segel- und Yachtclub Herrliberg (SYH). Dieser Club, selbst 1973 gegründet, war der Initiator dieser besonderen Regatta.
Das Gründungsjahr des Zürichsee Cups ist 1989. Die erste Austragung im folgenden Jahr wurde als grosser Erfolg verbucht. Bemerkenswerterweise nahmen damals bereits rund 90 Prozent der 35 Segelclubs, die zur Swiss-Sailing-Region 5 gehörten, an diesem neuen Format teil. Diese aussergewöhnlich hohe Akzeptanz von Beginn an deutet darauf hin, dass das Konzept des Cups – die Verbindung von Clubwettbewerb, Juniorenintegration und finanzieller Förderung – einen Nerv traf und einem bestehenden Bedürfnis in der regionalen Segelgemeinschaft entsprach.
Neben der finanziellen Unterstützung verfolgten die Gründer weitere Ziele: die Stärkung der Vernetzung zwischen den einzelnen Clubs, ihren Mitgliedern und insbesondere dem Nachwuchs. Der Cup sollte eine Plattform bieten, auf der sich Seglerinnen und Segler aus verschiedenen Vereinen begegnen und austauschen können. Damit verbunden war die Absicht, ein übergreifendes „WIR-Gefühl“ innerhalb der Zürcher Seglerregion (Region 5 des Zürcher Seglerverbands ZSV) zu schaffen und die Integration der Junioren in das aktive Clubleben zu fördern. Die Gründung des Zürichsee Cups fiel in eine Phase, in der der SYH selbst sehr aktiv war und bereits Erfahrung in der Organisation von Regatten gesammelt hatte. Die Initiative entsprang offenbar dem Wunsch, die Nachwuchsarbeit auf eine breitere Basis zu stellen und die Zusammenarbeit der Clubs in diesem wichtigen Bereich zu intensivieren.
Die Gründungsidee, oft umschrieben mit dem Motto „Die Grossen für die Kleinen“ , war von Anfang an klar definiert und zielgerichtet. Im Zentrum stand und steht die direkte finanzielle Unterstützung der Juniorenförderung in den teilnehmenden Segelclubs. Die bei der Regatta gewonnenen Preisgelder sollen nicht in die allgemeine Clubkasse fliessen, sondern gezielt für die Ausbildung und Förderung des Segelnachwuchses verwendet werden. Diese Kernmotivation hat über drei Jahrzehnte hinweg Bestand und prägt den Charakter des Cups bis heute. Die Tatsache, dass dieses ursprüngliche Ziel über einen so langen Zeitraum relevant und wirksam geblieben ist, spricht für die Weitsicht der Gründer und die Nachhaltigkeit des Konzepts. Es etablierte den Cup nicht nur als sportliches Ereignis, sondern als ein dauerhaftes Förderinstrument für den regionalen Segelsport.
Das Format des Zürichsee Cups ist sorgfältig darauf ausgelegt, die Gründungsziele – Clubwettbewerb, Juniorenintegration und Fairness – widerzuspiegeln. Es hat sich über die Jahre in Details weiterentwickelt, seine Grundstruktur aber beibehalten.
Grundstruktur des Wettbewerbs: Die Basis bildet ein Team-Wettbewerb zwischen den Segelclubs der Swiss Sailing Region 5, die neben dem Zürichsee auch den Greifensee, Pfäffikersee und Sihlsee umfasst. Jeder teilnehmende Club stellt ein oder mehrere Teams zusammen. Die Besonderheit liegt im Mix der Bootsklassen: Jedes Standard-Team muss zwingend drei verschiedene Bootstypen besetzen: einen Optimisten für die jüngsten Segler, eine Jolle für Jugendliche und eine Yacht, auf der sowohl erfahrene Clubmitglieder als auch Junioren segeln. Diese Drei-Klassen-Struktur ist eine direkte Umsetzung der Gründungsziele. Sie zwingt die Clubs, ihren Nachwuchs gleichberechtigt neben den etablierten Yachtseglern einzusetzen und fördert so die clubinterne Integration über Altersgrenzen hinweg. Verstärkt wird dieser Effekt durch eine entscheidende Regel: Mindestens 50 Prozent der Segelnden pro Bootsklasse müssen jünger als 21 Jahre sein. Dies stellt sicher, dass der Nachwuchs nicht nur symbolisch teilnimmt, sondern aktiv zum Teamergebnis beiträgt.
Verwendete Bootsklassen im Detail:
Evolution des Formats: Der „Zürichsee Cup light“
Eine bedeutende Anpassung erfuhr das Format mit der Einführung des „Zürichsee Cup light“, der vom Zürcher Yacht Club für die Austragung 2022 geschaffen wurde. Diese Neuerung ist eine pragmatische Antwort auf die Realität, dass nicht alle Clubs über die Ressourcen oder die Struktur verfügen, um in allen drei Kategorien (Optimist, Jolle und Yacht) wettbewerbsfähige Teams zu stellen. Insbesondere Clubs, die ihren Ausbildungsschwerpunkt entweder nur auf Optimisten oder nur auf bestimmte Jollenklassen legen, waren zuvor benachteiligt.
Das „Light“-Format ermöglicht diesen Clubs die Teilnahme mit einer reduzierten Mannschaft: einem Yacht-Team kombiniert mit entweder einem Optimisten-Team oder einem Jollen-Team. Diese Teams starten gemeinsam mit den Standard-Teams, werden jedoch in einer eigenen Rangliste gewertet. Im Jahr 2022 nutzten drei Vereine – der Zürcher Segel Club (ZSC), der Zürcher Yacht Club (ZYC) und der Wassersportverein Richterswil (WVR) – diese Möglichkeit. Die Einführung dieses Formats zeigt die Anpassungsfähigkeit der Organisatoren und stärkt das inklusive Ziel des Cups, möglichst viele Clubs der Region einzubinden und das „WIR-Gefühl“ zu fördern, auch wenn dadurch die Auswertung etwas komplexer wird.
Im Laufe seiner über 30-jährigen Geschichte hat der Zürichsee Cup einige bemerkenswerte Meilensteine und charakteristische Merkmale entwickelt.
Preisgeld als Herzstück der Juniorenförderung:
Ein konstantes und zentrales Merkmal des Zürichsee Cups ist die Ausschüttung substantieller Preisgelder, die zweckgebunden der Juniorenförderung zugutekommen. Für die Austragung im Jahr 2022 belief sich die Gesamtsumme der ausgeschütteten Preisgelder auf beachtliche CHF 15’000. Dieses Geld fliesst nicht in die allgemeine Vereinskasse, sondern direkt in die Budgets der Juniorenabteilungen der teilnehmenden Clubs, entsprechend ihrer Platzierung. Der Segel- und Yachtclub Herrliberg beispielsweise konnte sich 2022 über CHF 2’000 für den erreichten dritten Gesamtrang freuen, die explizit für die Juniorenarbeit eingesetzt werden.
Die Finanzierung dieser bedeutenden Summe und des gesamten Events basiert auf einem diversifizierten Modell. Einnahmen generieren sich aus den Startgeldern der teilnehmenden Clubs, aus Subventionen des Zürichsee Seglerverbands (ZSV) und weiterer Sportämter sowie massgeblich durch das Engagement von Sponsoren. Bei der Austragung unterstützten über ein Dutzend Firmen den Anlass. Es wird betont, dass es sich dabei oft um Partner handelt, die dem Segelsport und insbesondere der Juniorenförderung nahestehen. Diese inhaltliche Nähe der Sponsoren zur Kernidee des Cups deutet auf ein gezieltes und potenziell nachhaltigeres Sponsoring hin, das über rein kommerzielle Interessen hinausgeht. Dieses stabile Finanzierungsmodell ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Cups, da es die Bereitstellung des attraktiven Preisgeldes ermöglicht, welches wiederum den zentralen Anreiz für die Clubs darstellt, am Cup teilzunehmen und ihre Juniorenarbeit zu intensivieren.
Wetterkapriolen als ständiger Begleiter:
Wie bei jeder Segelveranstaltung unter freiem Himmel spielt das Wetter auch beim Zürichsee Cup eine oft entscheidende Rolle. Die Geschichte des Cups ist geprägt von der ganzen Bandbreite meteorologischer Bedingungen. Berichte erwähnen Austragungen mit idealem Segelwetter und konstanten Winden, die spannende Wettfahrten ermöglichten , wie zum Beispiel am Samstag der Austragung 2022 oder beim vom SYH organisierten Cup 2005, der als der „bisher schönste“ mit spektakulären Läufen bei viel Wind beschrieben wird.
Auf der anderen Seite stehen Austragungen, die stark von ungünstigen Bedingungen beeinträchtigt wurden. Die bereits erwähnten Totalausfälle wegen Flaute in den Jahren 1993 und 2001 sind dafür drastische Beispiele. Auch bei der Austragung 2022 begann der Freitag mit sehr drehendem und böigem Wind, der nur eine einzige Wettfahrt für die Optimisten zuliess, bevor am Samstag bessere Bedingungen herrschten und am Sonntag wieder Flaute eintrat. Die Fähigkeit der Organisatoren und Wettfahrtleitungen, flexibel auf solche Bedingungen zu reagieren und dennoch möglichst viele faire Läufe durchzuführen, ist ein wiederkehrendes Qualitätsmerkmal des Zürichsee Cups.
1989
Segelclub Männedorf
1991
SY Herrliberg
1993
nicht ausgesegelt
1995
SYH Herrliberg
1997
Segelclub Stäfa
1999
Segelclub Stäfa
2001
nicht ausgesegelt
2003
Segeclub Stäfa
2005
pend.
2007
SYH Herrliberg
2009
SYH Herrliberg
2011
nicht ausgesegelt
2013
Segelclub Stäfa
2015
Segelclub Stäfa
2017
pend.
2019
Zürcher Yacht Club
2022
Zürcher Yacht Club
2025
Austragung vom 12. – 14. September